VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Seit einigen Jahren ist Saki Stimoniaris (53) Aufsichtsratsboss in der KGaA. Die Lizenz für die Profifußball-Abteilung wurde seitdem immer ohne großes Brimborium erteilt. Da gab es zu Zweitliga-Zeiten ganz andere Situationen, die schlaflose Nächte an der Grünwalder Straße 114 bereiteten. Der gebürtige Münchner mit griechischen Wurzeln wurde unlängst von allen Mitstreitern - also auch von der e.V.-Seite in diesem Gremium - für die nächste Periode von vier Jahren wieder gewählt. Es scheint so: Man ist zufrieden mit der finanziellen Kontrolle des früheren VW-Aufsichtsrats (2015 bis 2021).

Lustigerweise stand die Bewerbung von Stimoniaris lange auf dem Prüfstand des 1860-Wahlausschusses unter dem Vorsitz von Rechtsanwalt Peter Schaefer. Die “SZ” schrieb zuletzt: “Der frühere MAN-Betriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris sitzt für Investorenseite im Aufsichtsrat der Profifußball-KGaA sowie im Beirat der Geschäftsführungs-GmbH und wird allgemein als Statthalter Ismaiks wahrgenommen. Über die Frage ob Stimoniaris Kandidatur angesichts der Tatsache, dass er für den Mitgesellschafter tätig ist, zugelassen werden soll und kann, gibt es im e.V. unterschiedliche Ansichten.”

Die “SZ” schreibt, dass der Wahlauschuss in Erwägung gezogen haben soll, die Bewerbung Stimoniaris’ abzulehnen außer wenn Stimoniaris seine Tätigkeiten für Ismaik niederlegt. “Der Prüfungsumgang des Wahlausschusses umfasst grundsätzlich auch die Identifizierung und Bewertung von Interessenkonflikten”, erklärte Peter Schaefer, der Vorsitzende des Gremiums: “Jeder identifizierte Interessenkonflikt wird unter Berücksichtigung der Gesamtumstände eingeordnet und im Rahmen einer sorgfältigen Abwägungsentscheidung durch das Gremium abschließend bewertet.”

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Letztlich ließ der Wahlausschuss Stimoniaris zu, wohl auch aus Angst vor einer schmerzhaften Klage und einer möglichen Ungültigkeit der Mitgliederversammlung, was mit einem enormen zusätzlichen Kostenaufwand verbunden ist. Was man wissen muss: Stimoniaris ist seit einiger Zeit auch Lebensmitglied bei 1860 München. Er gilt als einer der Top-Kandidaten für die Wahl des neuen Verwaltungsrats.

Was immer wieder bewusst von einer Seite gestreut wird, dass Stimonaris für seine Ämter Geld von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik kassieren würde, ist falsch. Nicht richtig ist auch, dass Stimoniaris als Verwaltungsrat Sitzungen geschwänzt habe. Genau drei Sitzungen gab es in seiner kurzen VR-Amtszeit 2017: Bei einer war er anwesend, bei einer zweiten war er beruflich für Automobil-Riese Volkswagen unterwegs und am Tag der dritten Veranstaltung starb sein Vater an Krebs. Er war immer entschuldigt, wenn er nicht konnte. Wenig später trat er aus privaten Gründen aus dem Gremium zurück.

Dass Stimoniaris nun für den VR kandidiert, passt einigen im Klub offenbar gar nicht. Wahlausschuss-Boss Schaefer und die aktuellen Verwaltungsräte, die nicht nur wegen der Schlammschlacht um Ex-Vize Hans Sitzberger um ihre Wiederwahl fürchten müssen, haben einen Satzungsänderungsantrag zur Ziffer 5.3 und neue Übergangsregelung in Ziffer 25ff eingereicht, der besagt: “Zusatz, dass auch Gremien und Aufsichtsorgane in Tochtergesellschaften, an denen der Verein nicht 100 Prozent der Anteile hält, nicht wählbar sind (außer sie wurden auf Initiative des Vereins in dieses Amt berufen), zusätzlich entsprechende Übergangsregelung für bereits gewählte Gremienmitglieder.” Wollen Königsberg, Walch, Seeböck & Co. damit ihre Macht bei 1860 München absichern? Darüber kann fleißig auf der Giesinger Volksbühne spekuliert werden.