VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

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Mit Fug und Recht kann man behaupten, dass sich Bernd Schmelzer (58) in der Löwen-Geschichte bestens auskennt: Er hat die harte Bayernliga-Zeit mitgemacht, aber auch die großen Derby-Siege in der Bundesliga-Saison 1999/2000 - und natürlich war er auch in der Champions League-Qualifikation im August 2000 gegen Leeds United am Start. Aber auch den Bundesliga-Abstieg 2004 am Gladbacher Bökelberg hat er mitgemacht. Am Sonntag kommentiert ARD-Legende Schmelzer (Schwerpunkte: Nationalmannschaft, Frauenfußball und Ski Weltcup) für das Bayerische Fernsehen das Bayern-Derby zwischen Tabellenführer Regensburg und 1860 (13.15 Uhr). Er rechnet mit einem 1:1. Das db24-Interview mit unserem Tippexperten Schmelzer:

db24: Herr Schmelzer, das Bayerische Fernsehen überträgt zur ungewohnten Zeit am Sonntag dieses Drittliga-Derby: Wie groß ist die Vorfreude?l

BERND SCHMELZER: “Ich freue mich total. Die Dritte Liga ist super-interessant. Es ist toll, dass ich mal wieder eingesetzt werde. Das wird der Super-Sunday. Ich habe an diese Begegnung gute Erinnerungen: 2017 waren 62.000 Fans in der Allianz Arena. Für 1860 war dies natürlich ein Katastrophen-Tag, für Regensburg ein großer Moment. In diesen Spielen zwischen 1860 und Regensburg geht immer was.

db24: Wer ist Ihr Favorit?

Ich tippe auf ein 1:1, auch wenn die Vorzeichen so sind, dass Regensburg das Ding eigentlich nach Hause bringen sollte. Bei 1860 zeigt die Tendenz wieder leicht nach oben nach der kleinen Durststrecke. Ich habe beim 3:1-Sieg gegen Viktoria Köln viele positive Ansätze gesehen. Man muss ja immer sehen, unter welchen schwierigen Bedingungen 1860 in dieses Spiel gegangen ist. Nicht zu vergessen die Geschichte mit der Beschallungsanlage. Und klar waren die ersten beiden Tore für 1860 kurios, aber Geschenke musst du auch erst einmal annehmen. Und was den Löwen auch in die Karten spielt: Der letzte Heimsieg von Regensburg über die Löwen liegt lange zurück - 1987 war’s. Der Jahn besiegte die Löwen mit 2:1. Aber was man trotzalledem auch nicht wegdiskutieren darf: Regensburg hat 1860 in vielen Themen überholt - Zweite Liga, Kontinuität. Wenn man so will, sind die Regensburger die besseren Sechzger.

db24: Sie hatten die Panne im Grünwalder Stadion angesprochen. Eine wirklich kuriose Geschichte…

Auf jeden Fall. Das Grünwalder Stadion kennen wir seit Jahrzehnten. Es war nie anders und wird nie anders werden. Den genauen Grund, warum die Technik nicht mitgespielt hat, kenn ich nicht. Aber in einem älteren Stadion kann das immer mal passieren. Trotzdem würde ich das Grünwalder nicht in Schutt und Asche treten. Auch ein Oldtimer hat mal einen Defekt, deswegen würde ich ihn aber nicht verschrotten.

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db24: Die Löwen sind auf dem besten Weg zum alleinigen Drittliga-Dino. Welche Gefühle kommen in Ihnen da hoch?

Als Vitor Pereira kam, träumte man von ganz oben. Dann stieg man ab, jetzt ist man mittlerweile seit sieben Jahren raus aus der Zweiten Liga. Für mich hat 1860 “Dinner for one”-Charakter:The same procedure as every year! Da tritt der Giannikis-Effekt ein, bleibst du acht Spiele unbesiegt - und dann kommt sofort die Rolle rückwärts. Typisch Sechzig! Ich bin mir sicher: Wenn die Löwen etwas Stabilität reinbekommen könnten, dann würde was gehen. Andere Vereine schaffen es doch auch, die viel schlechtere Voraussetzungen als 1860 haben. Aber die permanente Hektik und Unruhe ist kein guter Begleiter. Beim Jahn ist das anders.

db24: Wie oft wird eigentlich Linus Strasser beim Ski-Weltcup mit 1860 München in Verbindung gebracht?

Natürlich sprechen immer alle davon, wenn über Strasser geredet wird, vom Ski-Löwen. vor allem nach den Triumphen in Kitzbühel und Schladming. 1860 hat mit Linus ein Alleinstellungsmerkmal. Es gibt ja keinen anderen Skifahrer auf diesem Niveau, der für Manchester United oder Real Madrid fährt. Ich würde mich freuen, wenn mal bei einem Rennen Fans mit Löwen-Fanutensilien auftauchen würden. Das hätte was.